Der LEADER-Ansatz für ein Europa der Regionen

LEADER ist eine Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Kommission, um lokale Akteur*innen in ganz unterschiedlichen Regionen mit Struktur-Förderungen zu unterstützen. Die geförderten Projekte sollen das Potenzial ihres Gebietes auf Basis einer längerfristigen Perspektive mit konkreten Unternehmungen bottom up also von unten voranbringen. In Magdeburg stehen dafür die Fonds EFRE und ESF+ zur Verfügung sowie auch der ELER für die ländlichen Stadtteile in Randlage – siehe Karte ELER-Gebietskulisse für Magdeburg.
Was bedeutet LEADER/CLLD?
LEADER (aus dem französischen: „Liaisons Entre les Actions de Developpement de l‘ Economie Rurale“) stand ursprünglich für: „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der (ländlichen) Wirtschaft“. Bisher war sie nur für den ländlichen Raum gedacht war. Sie greift in der neuen Förderperiode 2021-2027 in Sachsen-Anhalt erstmals auch für Städte unter 250.000 Einwohner*nnen, damit also auch für Magdeburg und Halle.
CLLD steht für Community Led Local Development (Lokale Entwicklung unter Federführung der örtlichen Bevölkerung) und ist die Anwendung der LEADER-Methode in den Fonds EFRE und ESF, die erstmals ab der EU-Förderperiode 2014-2020 durch die Europäische Kommission unterstützt wird und Sachsen-Anhalt als einziges Bundesland in Deutschland anwendet.
EFRE = Europäischer Fonds für regionale Entwicklung – u.a. zur Entwicklung und strukturellen Anpassung von Regionen mit Entwicklungsrückstand.
ESF+ = Europäischer Sozialfonds – wichtigstes Instrument zur Förderung der Beschäftigung und sozialen Integration in Europa.
ELER = Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes.
„LEADER stützt sich auf sieben wesentliche Merkmale und kann nur funktionieren, wenn alle sieben gleichzeitig vorhanden sind und zusammen angewandt werden. Aufgrund dieser sieben Merkmale ist LEADER mehr als nur ein simples Förderprogramm, es ist ein methodischer Ansatz.“ Quelle: European Network for Rural Development – im folgenden ein Abriss von Informationen auf der Website (Stand 11/2023)
Bottom-up-Ansatz
- Kernstück von LEADER
- Einheimische, Akteure vor Ort wissen am besten wissen, wie sich die Entwicklung in ihrem Gebiet vorantreiben lässt
- Mitwirkung in jeder Strategiephase von der Ausarbeitung und Ausführung bis zur Bewertung und Überarbeitung
- gerecht und transparent unter Berücksichtigung aller Bevölkerungsgruppen, aller Branchen und aller repräsentativen öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Organisationen
- keine einzelne Interessengruppe hat eine Mehrheit
Territorialer Ansatz
- 3 Elemente: Region, Partnerschaftsprinzip und Entwicklungsstrategie
- Programmförderung ist auf die Region im Ganzen und nicht auf einzelne Projekte oder Projektgruppen ausgerichtet
- Region = ein kleines, homogenes, sozial und funktional zusammengehöriges Gebiet, in vielen Fällen gemeinsame Traditionen, lokale Identität, Zugehörigkeitsgefühl oder gemeinsame Bedürfnisse und Erwartungen
Lokale Aktionsgruppen (LAG) in öffentlich-privater Partnerschaft
- mit klar festgelegter Organisationsstruktur
- sind aktive Partnerinnen und Motoren der Entwicklung ihrer Region
- Partnerschaften passen zu ihrer Region und den herrschenden Gegebenheiten
- Mitgliederkreis in ausgewogenem Verhältnis aus Vertreter*innen von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Abbildung der lokalen Interessen und der verschiedenen sozioökonomischen Sektoren des Gebiets
- Auf der Beschlussebene stellt kein Sektor mehr als 49 % der Mitglieder
Ganzheitliche multisektorale Maßnahmen
- eine Verbindung zwischen verschiedenen Maßnahmen zur Entwicklung der Wirtschaft im (ländlichen) Raum, Multiplikatoreffekte freisetzen.
- in lokalen Strategien enthaltene Tätigkeiten und Projekte sind aufeinander abgestimmt und zu einem Ganzen verbunden
- Augenmerk auf jene Ziele und Maßnahmen, die bereits laufende Unterstützung aufweisen und am ehesten zu den strategisch angestrebten Veränderungen beitragen
Netzwerkbildung
- Herzstück von LEADER und dessen Funktionsweise.
- LAG ist ein Netzwerk lokaler Partner, als Verbindung zwischen den lokalen und anderen Akteuren in der Entwicklungskette
- neue Chancen durch Netzwerke unter Einbindung von Gebieten außerhalb des ländlichen Raums.
- in allen Mitgliedstaaten nationale Netzwerke NLR
- Europäische Netzwerk für die Entwicklung des ländlichen Raums (ENRD) unterstützt die NLR und die LAG direkt und betreibt eine Untergruppe LEADER/CLLD.
- Europäische LEADER-Vereinigung für ländliche Entwicklung (European LEADER Association for Rural Development, ELARD) ist ein internationaler gemeinnütziger Zusammenschluss und Kooperationsforum
Innovationsförderung
- Aufspüren und Fördern neuartiger Lösungen für lokale Probleme, die Entwicklung neuer Verfahren
- Strategie und Struktur als auch Sensibilisierungs-, Beschlussfassungs- und Projektauswahlverfahren werden dem gerecht
- mit zulässigem Risikomaß, Schaffung richtiger Voraussetzungen und sorgfältigee Weiterentwicklung neuer Ideen können die LAGen für ihre Gebiete auf Dauer erhebliche Veränderungen zum Positiven bewirken und damit Mehrwert erbringen
Kooperation
- gebiets- und grenzübergreifende Zusammenarbeit als breitere Grundlage
- Kooperation als Schulterschluss zwischen der einheimischen Bevölkerung und den lokalen Aktionsgruppen mit anderen Beteiligten zur Arbeit an einem gemeinsamen Projekt
- andere LEADER-Gruppen, Gruppen aus anderen Europäischen Struktur- und Investitionsfonds gefördert oder vergleichbare in anderen Regionen, Mitgliedstaaten oder sogar Drittstaaten
- Zweck und Nutzen der Zusammenarbeit mit anderen eindeutig formuliert
- kann eine erstklassige Quelle für Innovationen und Wissenstransfer darstellen
- sorgfältige Planung und ggf. Hilfe NLR und ENRD
Hier finden sich weitere Informationen: European Network for Rural Development
Das LEADER/CLLD-Programm wird in den Bundesländern konkret umgesetzt und betreut. Daher gibt es deutschlandweit Unterschiede. In Sachsen-Anhalt können die Programme ELER, EFRE und ESF+ genutzt und ggf. auch kombiniert werden, auch mit anderen Programmen. Zudem dürfen erstmals auch die beiden Großstädte Halle/Saale und Magdeburg teilnehmen. Das ist für das eigentlich ländliche Programm ein neuer Ansatz. Ein Argument ist, dass der Bottom-up-Ansatz auch für Akteur*innen der Zivilgesellschaft auch in Großstädten wichtig ist. Zudem können Projekte aus Stadtteilen, für die bisher keine Förderprogramm griffen, nun auch berücksichtigt werden.
- Die LAGen (Lokale Aktionsgruppen) sind für die operative Betreuung der Akteur*innen und ihrer Projekte verantwortlich. Die Auswahl-Jury des Magdeburg für Europa e.V. nominiert die Projekte für die Förderung.
- Im LEADER-Netzwerk Sachsen-Anhalt arbeiten das Finanzministerium, Verwaltungs- und Bewilligungsbehörden sowie die 24 LAGen und deren LAG-Managements zusammen, um den LEADER/CLLD-Prozess zu steuern und zu evaluieren. – https://leader.sachsen-anhalt.de/
- Den Verwaltungsbehörden für den ELER, den EFRE und den ESF+ im Ministerium der Finanzen Sachsen-Anhalt obliegt die Hoheit über die Richtliniengebung im LEADER- und CLLD-Prozess. – ausführlich unter: https://leader.sachsen-anhalt.de/netzwerk/struktur-gremien
Sie können die Richtlinien unter Service abrufen. - Für die letztliche Förder-Bewilligung (Zuwendungsbescheid) sowie für die Projektabrechnung sind die Bewilligungsbehörden zuständig. Hier müssen die Vorhabenakteur*innen nach Zuschlag durch die Jury alle Anträge einreichen. Nach erfolgreicher Bewilligung erfolgt hier im Prozess und nach Projektabschluss die Mittelabrechnung.
- In der Bundesarbeitsgemeinschaft LEADER / BAG LAG arbeiten deutschlandweit Vertreterinnen aus den Landesnetzwerken sowie LAGen zusammen. Die BAG LAG vertritt die Interessen der LAGen auf Bundes- und Europaebene. – mehr unter: https://www.baglag.de/
- Im European Network for Rural Development ist im Rahmen der ländlichen Entwicklung auch die Untergruppe für LEADER und CLLD angesiedelt. – mehr unter: https://ec.europa.eu/enrd/…leader.html